Geschichte einer Patenschaft für die Allee zwischen Silenz und Neuenkirchen

Eine Allee im Sonnenlicht
Foto: Katharina Brückmann
Von Katharina Brückmann, BUND MV

Die malerische Allee an der Kreisstraße Rüg5 auf der Insel Rügen ist in Gefahr. Kieslaster für den geplanten Kiestagebau Trent-Zessin würden die Allee unwiederbringlich zerstören, dabei ist der geplante Kiestagebau an der unmittelbaren Boddenküste für Rügen nicht notwendig. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und das Bürgerbündnis gegen den Kiesabbau Trent-Zessin übernahmen deshalb am 25.05.2000 eine Alleenpatenschaft über die 7,3 km lange Allee von Silenz nach Neuenkirchen. Auf diesem Abschnitt wurden 70 junge Linden gepflanzt. Zeitgleich wurde durch den ADAC der Titel "Deutsche Alleenstraße" für insgesamt weitere 30 km verliehen.

Zerstörung der Natur und des Tourismus

Neben der Allee würden auch wertvolle Brutgebiete und weitere Biotope zerstört werden. Lebensqualität und Tourismusentwicklung auf der Rügener Halbinsel Lebbin würden stark beeinträchtigt. Die Kosten für die Naturzerstörung und die Minderung der Wertschöpfung im Tourismusbereich würden unter dem Strich keinerlei Nutzen sondern einen volkswirtschaftlichen Schaden von fast 1 Millionen EURO verursachen wie Gutachten von Wissenschaftlern der Universität Greifswald im Auftrag der Umweltverbände und Bürger inzwischen nachgewiesen haben.

Pflege

Einzelne Mitglieder der Bürgerinitiative kümmern sich seitdem Jahr für Jahr besonders aufopferungsvoll um junge Bäume. Das ist auch notwendig, denn zuständige Pflanzfirmen kommen ihrer Pflicht, die Bäume für drei Jahre zu pflegen, nur ungenügend nach. So wurde der Rindenschutz nicht abgenommen und ist teilweise sogar in die Rinde eingewachsen. Stützpfähle wurden zu früh entfernt, vor allem an besonders windexponierten Stellen und das Gießen an heißen Sommertagen war auch nicht ausreichend. Den Alleenpaten ist es zu verdanken, dass zumindest einige Bäumchen erneut angebunden wurden und nun nicht schief am Straßenrand stehen.

Postkartenaktion

Die Alleenpaten versuchten auch in einer Bürgersprechstunde Angela Merkel, in deren Wahlkreis sie leben, auf den Umweltskandal, der mit der Genehmigung des Kiesabbaus verbunden wäre, hinzuweisen und baten um Hilfe. Gleich anschließend hat die Bürgerinitiative eine Postkartenaktion gestartet. Hunderte Touristen und Einheimische haben auf eigens von einem heimischen Künstler entworfenen Postkarten und mit eigenen Texten gegen den Kiesabbau und die damit verbundene Abholzung der Allee protestiert. Die Karten wurden nach Schwerin an das Umwelt- und Wirtschaftsministerium geschickt.

Salz, starker Verkehr, Schnitt- und Anfahrschäden

Die großen Schädigungen an vielen alten Alleebäumen auf Rügen machten auch um die Bäume entlang der K5 keinen Bogen. Von der unteren Naturschutzbehörde wurde im letzten Jahr festgestellt, dass über 100 Linden entlang dieser Straße nicht mehr verkehrssicher sind, also gefällt werden müssen. Gründe gibt es sicher eine Vielzahl. Ganz besonders haben aber das Streuen von Tausalz im Winter, der zunehmende Verkehr, und hier ganz besonders der Schwerlastverkehr, und die Schnitt- und Anfahrschäden den Bäumen zugesetzt.

Spendenaktion

Eine weitere große Spendenaktion für Rügens Alleen im Sommer 2008, initiiert vom Tourismusverein Westrügen e.V. und dem BUND M-V machte es möglich, dass am 10. Oktober 2008 mit der Pflanzung einer Linde an der Kreisstraße Rüg5 der Startschuss für die Umsetzung des ebenfalls 2008 verabschiedeten Alleenentwicklungskonzeptes der Insel Rügen unter der Schirmherrschaft der Landrätin Frau Kassner und des Vorsitzenden der Deutschen Alleenschutzgemeinschaft, Ingo Lehmann, erfolgen konnte. Die Bürger Rügens, allen voran die Alleenpaten und der BUND Mecklenburg-Vorpommern, knüpfen an diese Pflanzung Hoffnungen für weitergehende Maßnahmen zum Schutz der Jung- und Altbäume an dieser Straße. So fordern sie den Landkreis auf, die Straße im Winter nur noch mit abstumpfenden Mitteln verkehrssicher zu machen und auf Tausalz zu verzichten.

Außerdem wird gefordert, dass das Mähen des Straßenrandes nur noch mit einer Schutzvorrichtung gegen die Beschädigung von Baumrinden erfolgen soll.

2011 - Heidelberger Zement verzichtet auf den Kiesabbau bei Zessin.

Das Umweltministerium, der Kreis Rügen, Umweltverbände und Bürger feiern diesen großen Sieg. Damit ist auch die Allee entlang der K 5 gerettet.

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